1894–1902 - Vorgeschichte und Gründung

Mit dem Vorsatz der Herstellung und Einrichtung gesunder, zweckentsprechender Wohnungen und Wirtschaftsgebäude und deren käuflicher oder mietsweiser Überlassung an die Genossen und Genossenschaftsanwärter zu niedrigen Preisen begann im Jahre 1894 das Kapitel Wohnungsgenossenschaft Olpe. Gegründet als Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht von Landrat Friedrich Freusberg, folgte am 1. Mai 1889 eine übergreifende beschränkte Haftpflicht für alle Genossen. So wurde der Beitritt erleichtert und der Kreis der Genossen für jedermann geöffnet: Bürger, Unternehmer genauso wie Arbeiterfamilien.

1902–1908 - Erste Bauten und schwere Krisen

Um Hilfe beim Aufbau abgebrannter Gehöfte gebeten, nahm die Baugenossenschaft ihre Arbeit auf. Unter Berücksichtigung einer vollwertigen Genossenschaftsmitgliedschaft, und einem garantierten Darlehen der Gemeinden für die betroffenen Hausbesitzer errichtete die Baugenossenschaft neue Wohnflächen auf eigenen Grundstücken. Gegen ein geringes Eigenkapital konnten die Antragsteller auf diese Weise nach ihren Vorstellungen umgesetzten Wohnraum erhalten. Und trotz der schwierigen Finanzierungslage, denn der Kapitalmarkt wollte Sicherheiten und verlangte hohe Zinsen, konnten die ersten Bauten wie das Doppelwohnhaus Langemann-Melcher, Auf dem Gallenberg, in Olpe und das Wohnhaus Ferdinand Heidschötter in Bilstein realisiert werden. Auf diese Weise hatte die Baugenossenschaft bis 1908 81 Häuser bezugsfertig errichtet.

1908–1923 - Bauen, bauen, bauen – trotz Krieg und Revolution

Was mit kleinen Einfamilienhäusern zum schnellen Verkauf begann, verlagerte sich nach und nach immer mehr in den Mietsektor. 1908 fanden erstmals Verhandlungen über ein Objekt statt, das als Mietshaus im Besitz der Genossenschaft verbleiben sollte. Bis 1910 entstanden so neben 106 Einfamilienhäusern auch 17 Mietshäuser. Allesamt Wohnungen für „die kleinen Leute“.

Mit Ausbruch des Weltkriegs im August 1914 begann die Krise. Baustoffe wurden knapp und zahlreiche Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder wurden eingezogen. Dennoch konnten bis 1917 bereits angefangene Häuser fertiggestellt und übergeben werden.

1923–1928 - Baustopp in der Weimarer Republik

Die Hyperinflation 1923, den Druck von Notgeld und schließlich die Währungsreform sowie die Umstellung auf Goldmark überstand die Baugenossenschaft nur deshalb, weil sie im Jahre 1920 die Mietshausgruppen erbaut hatte. Für weitere Neubauten fehlten allerdings bis 1928 die finanziellen Mittel. In der Zwischenzeit verlagerte man sich auf die Vermittlung von LVA-Darlehen an einzelne Mitglieder.

1928–1939 - Expansion, Gleichschaltung und Übernahme durch den Kreis

Pünktlich zum 25-jährigen Jubiläum im Jahre 1927 konnte die Baugenossenschaft den Genossen von ersten Bauplänen berichten und im November 1928 beschlossen Vorstand und Aufsichtsrat eigene Neubauten. Gleichzeitig stieg die Arbeitslosigkeit im Kreis Olpe auf 67 Prozent; die Weltwirtschaftskrise war da.

1935 übernahm der Kreis anstelle der Olper Stadtverwaltung die Organisation, Betreuung und räumliche Unterbringung der Wohnungsgenossenschaft.

1939–1949 - Kriegs- und Nachkriegszeit: keine Neubauten

Im Verlauf des Krieges beschäftigte sich die Genossenschaft nur mit der Verwaltung ihrer Mietwohnungen und dem Verkauf der letzten Eigenheime.

1949–1956 - Währungsreform und Schlichtwohnungsbau

Aufgrund hoher Rücklagen aus dem Krieg verwand man die Währungsreform glimpflich, das Eigenkapital der Genossenschaft reichte jedoch nicht aus, um das Geschäftsguthaben ohne Verlust umzustellen. Guthaben wurden 10 zu 8 umgestellt und weitere 20 Prozent mussten die Genossen nachzahlen. Durch eine Initiative warb der Kreis um neue Mitglieder und Werner Loos wurde 1949 Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft. In den 50ern entstanden Objekte wie „Hoher Stein“ in Olpe, Kampstraße 46–58 in Attendorn, Jammertal Drolshagen und die Kleinsiedlung.

1956–1963 - Biggetalsperre und Schwalbenohl

Mehr Unabhängigkeit erhielt die Genossenschaft auch durch die räumliche Trennung zur Kreisverwaltung. 1955 wurde mit Schwalbenohl ein weiteres Projekt in die Tat umgesetzt. Bis 1957 konnten weitere 60 Wohnungen in der Danziger und Soester Straße an zukünftige Mieter übergeben werden. Ölgefeuerte Zentralheizungen, Einbauküchen, Durchlauferhitzer und Rollläden gehörten mittlerweile zur Standardausführung.

Durch den Bau der Biggetalsperre übernahm die Wohnungsgenossenschaft 1956 für den Ruhrtalsperrenverein (später Ruhrverband) die Finanzierung und Baubetreuung von neuen Einfamilienhäusern sowie Mietshäusern.

1963–1970 - Hatzenberg und Biggesee GmbH

Zu Beginn des Jahres 1963 gründeten der Kreis, der Ruhrtalsperrenverein und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe die Biggesee GmbH. Aufgabe der Gesellschaft war es, den Erholungssuchenden von Rhein und Ruhr rund um den Biggesee eine Stätte der Erholung zur Sicherung der Volksgesundheit zu verschaffen.

Der Hatzenberg in Olpe war das bis 1970 bedeutendste Projekt der Genossenschaft: 135 Einfamilienhäuser und 250 Mietwohnungen auf mehr als 51.000 m². Weitere 138 Mietwohnungen wurden bis Juli 1969 bezogen.

1970–1984 - Sättigung des Wohnungsmarktes

Mit der Rezession auf dem Baumarkt 1973 kam die Neubautätigkeit fast zum Erliegen. Durch Ölpreisschock und Zinsexplosion brach die Konjunktur völlig ein. Eine für die Bundesrepublik schwierige wirtschaftliche Situation begann.

1984–1996 - Weiherohl und Modernisierungen

Das bedeutendste Projekt der Genossenschaft in den 80er und 90er Jahren: Weiherohl – Wohnen im Alter. Gleichzeitig konnten durch aufkommende Leerstände bis 1985 an vielen Objekten Instandhaltungs- sowie Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Mehr Lebensqualität mit einer fast hundertprozentigen Ausstattung nach damaligen Standards machte den Wohnraum umso attraktiver, die Leerstandsquote sank deutlich bis 1992.

1996–2002 - Entschuldung und Perspektiven

Durch Ablösung der öffentlichen Mittel gelingt der Genossenschaft die Entschuldung.

Neue Perspektiven eröffneten sich: durch die Betrachtung der gegenwärtigen Situation des Wohnungsmarktes, die Betreuung von Großprojekten sowie Integration von Zuwanderern.

 

Die gesamte Historie der Wohnungsgenossenschaft kann bei uns in Buchform käuflich erworben werden. Wenn Sie Interesse an einem Exemplar haben, dann melden Sie sich bitte bei Frau Neuhaus (Empfang) unter 02761/ 96 49-0.